Didaktik-Labor, Helmut M. Selzer
 
 
Das Lernen lernen, Teil 6

Mein Lern-Werkzeug




In diesem Teil frage ich, welche 'Werkzeuge' du beim Lernen benutzt. Und ich gebe dir ein paar Anregungen zur Ausstattung mit nützlichen 'Lern-Werkzeugen'.



1 Traditionelle Lern-Werkzeuge

- Da sind zunächst deine Bücher. Schulbücher, welche du im Unterricht gebrauchst, welche dir bei Hausaufgaben helfen sollen. Dann auch Nachschlagewerke, die du nahe deinem Schreib-Tisch stehen hast, ein oder zwei Lexika, ein Wörter-Buch zur Recht-Schreibung, ein Pflanzen- und ein Tier-Buch vielleicht.
An Geschenk-Tagen wünsche dir (verständlich geschriebene) Fachbücher zu deinen Interessen-Gebieten. So legst du schon ab der Grundschul-Zeit den Grundstein zum eigenen Bücher-Bord. Oder ihr erweitert (gemeinsam mit Eltern und Geschwistern) eure 'Haus-Bibliothek'.

- In deiner Stadtteil-Bibliothek findest du Sach- und Fach-Bücher. Wenn in deiner Stadtteil-Bibliothek ein gesuchtes Buch nicht vorhanden ist, kannst du es per Fernleihe dort bestellen. Sprich mit der Bibliothekarin, erkläre ihr deinen Wunsch präzise; sie wird dir helfen, das Gesuchte im Katalog zu finden. Sie hilft dir auch bei der Fern-Bestellung.

- Außerhalb von Schule gibt es anregende und informative Quellen. Ich denke an Museen, Ausstellungen, an Wissens-Börsen, Tage der offenen Türen, .... Ein Besuch dort regt deine Interessen an, wird dein Wissen weiten, ermuntert dich Neues zu entdecken. Wichtige Information von weniger wichtiger zu unterscheiden, ist ein Aspekt deines persönlichen Lernens.

- Dazu Papier und Stift, Notizen-Heft, früher ein Zettel-Kasten, heute eher ein Notate-File im Computer.




2 Lernen und Computer

* Ein Computer gehört heute zu den wichtigen Lern-Werkzeugen. Du benützt ihn, um etwas einzugeben (Texte, Tabellen, Bilder zum Beispiel), du speicherst Informationen (= Daten) darin, um sie bei Bedarf wieder abrufen zu können.

- Erste Voraussetzung :: Du wirst ein Text-Programm erlernen, damit kannst du schreiben, aber auch Bilder, Fotos, Grafiken einbinden.

- Erlerne (so früh wie irgend möglich) ein Tabellen-Kalkulations-Programm und arbeite damit oft. Tabellen-Kalkulation ist noch viel spannender als ein Text-Programm. Du kannst damit rechnen, Notizen schreiben, zeichnen, Grafiken generieren, Gestaltung-Entwürfe machen und anderes mehr. Tabellen-Kalkulations-Programme sind Tausendsassas unter den Office-Programmen. Es gibt sie (auch als Kosten-lose Freeware, als Open-Source-Programme) von diversen Anbietern.

* Digitale Nachschlagewerke findest du auf CD / DVD / auf Speicher-Chips. Sie haben manchen Vorteil gegenüber der Buch-Form. Aber nur dann, wenn du deine Lern-Arbeiten regelmäßig und konsequent am Computer verrichtest.

- Unter Nachschlagewerke (im weiten Sinne) verstehe ich Kataloge, Verzeichnisse, Formel-Sammlungen oder alle Arten von Wissen-Speichern, aber auch häufig benutzte Fach-Bücher, Fach-Zeitschriften, populär-wissenschaftliche Publikationen.

* Zum (schulischen) Lernen mit Computer gibt es diverse Lern-Software zu kaufen. So z.B. Vokabel-Trainer als Helfer für das Erlernen einer Fremdsprache. Solche Helfer mögen bisweilen Hilfe-reich sein; aber das Lernen-Wollen (und das Lernen-Tun) nehmen sie dir nicht ab.

* Früh mögest du beginnen, mit dem Computer zu dokumentieren. Das ist eine ganz wichtige Kompetenz geworden, die sowohl im beruflichen Alltag zum festen Bestand vieler Arbeits-Aufgaben zählt, die auch im privaten Leben wichtig geworden ist, und die du in Schule und Ausbildung regelmäßig einsetzen solltest. Einfache interne Dokumentation bedeutet, daß Prozesse (Vorgänge, Abläufe, Befunde, Gespräche-Ergebnisse, vieles was sich zwischen Menschen abspielt) in Stichworten festgehalten werden (als Gespräch-Notiz, als Ideen-Skizze, Doku-Foto, etc.). Dokumentationen dienen dir zum künftigen Erinnern und als Nachweise für später.

- Führe ein elektronisches Notizen-Buch. Das kann ein einfaches Textfile sein, in das du hintereinander alle Notizen des Tages, der Woche einträgst (jeweils mit Angabe des Datums).




3 Lernen und Internet

* Aus dem Internet bekommst du Information geliefert. Im Internet steht viel Brauchbares (aber auch viel für dich nicht oder noch nicht Brauchbares). Hierüber (rasch und präzise) unterscheiden können, ist als vordringliche Fähigkeit zu erlernen.

- Wenn du zu deinem speziellen Thema einen paßgenauen Beitrag im World Wide Web suchst, mußt du relativ viel Zeit für die Suche aufwenden. In ein paar Minuten einen fertigen Text aus dem Internet herunter laden, ihn schnell mal ausdrucken, ihn wohl noch ungelesen abheften (und ihn als Haus-Aufgabe ausweisen), das bringt dir keinen Lern-Gewinn.

- Internet-Recherche erfordert Zeit. Die investierte Zeit mag sich lohnen, wenn du mit dem Material Ziel-führend weiter arbeitest. Deine Fragen (zu Beginn der Recherche) ::
a) Was ist mein sachliches, mein inhaltliches Ziel?
b) Wie will ich ein Recherche-Ergebnis in meine Arbeit einbinden?
c) Welche materiale Form des Ertrages strebe ich an? Wie soll mein Produkt am Ende aussehen?

- Sobald du im Internet zu recherchieren anfängst, solltest du im PC ein Fundstellen-Archiv anlegen und dies regelmäßig pflegen. Manchen Text, eine dir wichtige Grafik, eine Information-reiche Seite findest du am schnellsten wieder, wenn du die URL (den Internet-Pfad) im PC gespeichert hast.

- Bedenke :: Das Internet beliefert dich zwar reichlich mit Infos, aber es frißt dabei oft viel von deiner Zeit auf.

* Lernen im Internet - Lernen mit dem Internet - Lernen in Lerner-Netzen. Manches befindet sich in der Entwicklung. So wie die sog. sozialen Netzwerke gänzlich veränderte Formen der Kommunikation real werden ließen, ähnlich ist vorstellbar, daß interaktives Lernen (Lernen in Lerner-Gruppen via Internet) neu entworfen und organisiert werden wird. Ich gehe von solchen Entwicklungen aus.




4 Arbeiten mit Fachtexten

Auf etwas von anderen vor-Gedachtes, vor-Bearbeitetes zurück-greifen, auf Texte, auf Bild-Material, auf Tabellen, Statistiken, Grafiken, etc. (ggf. auch auf Gesprochenes), ist in einer Wissen-Kultur üblich und wird häufig praktiziert.

* Das in der Kultur angesammelte Wissen hat oft einen bekannten Urheber. Es ist hier üblich, den Urheber eines (bedeutsamen) Gedankens, eines Textes oder Werkes zu nennen. Wer dies unterläßt begeht einen (schweren) Fehler. Um solche Fehler zu vermeiden, sind Regeln des Zitierens üblich.

- Zitieren heißt, einen in deinen Text übernommenen Fremd-Texte kenntlich machen, den / die Urheber nennen und die Fundstelle (Quelle in der du das Zitat gefunden hast) angeben. Welche Art des Zitierens (auf deinem Lerner-Niveau) jeweils üblich ist, das werden dir deine Fach-Lehrer erklären. Halte dich daran, und wende die Zitier-Regeln an. Du ersparst dir so späteren Ärger. Aber bereits im Grundschul-Alter solltest du dich an vereinfachte Zitier-Regeln halten, indem du eine Quelle (z.B. mit einem Stich-Wort) benennst.

- Mit fortschreitender Reife wirst du bei der Angaben deiner Quellen präziser werden. Besonders wichtig wird das, wenn du eine Anspruch-volle Ausbildung durchläufst, und du in deinen Arbeiten präzise zitieren mußt, weil eine nicht ausgewiesene Übernahme fremder Texte als Plagiat geahndet wird.

- Auch empfehle ich dir, * Information-Quellen systematisch zu sammeln, * die Qualität der Quelle (selber) zu bewerten, dir * Notizen zum Zitat zu machen. Sich rasch über einen Sachverhalt kundig machen können, und dabei Fremd-Texte sinnvoll nutzen, zeichnet einen weit-sichtigen Lerner aus.

* Das Lesen von fachlichen Texten ist oft mühsam. Häufig kommst du nicht umhin, dich in komplizierte Gedanken einzulesen, die von anderen entwickelt worden sind. Aufbauend auf vorhandenem Wissen, auf derzeitigen Theorien und geprüften Erkenntnissen, darauf aufbauend kannst du nun weiter-denken.




5 Lernen mit diversen Helfern
Lern-Methoden - Strategien

* In allen Bereichen der Unterweisung (vom schulischen Lernern bis zur Erwachsenen-Bildung) sind spezielle Formen des Lehrens, der Vermittlung von Wissen und von Fertigkeiten entwickelt worden. Es ist üblich geworden, daß diese (nach einer gewissen Zeit der Bewährung) zum allgemeinen Lernen verwendet werden. Als ein Beispiel (aus vielen) nenne ich das Mindmapping.

- Mindmapping gehört zu den grafischen Verfahren kognitive Elemente (bildhaft) zu erfassen. Damit sollen die (noch nicht erkannten) Probleme einer gestellten Aufgabe durchschaubar gemacht werden. Ein zentraler Aspekt dabei ist, daß man das (zunächst nur vage greifbare) Thema in seine Details aufspaltet. Damit wird eine sachgerechte Bearbeitung einer komplexen Problem-Stellung (oder einer Situation) ermöglicht.

- Mindmaps können auf jeder (Schreib-)Fläche erstellt werden. Es gibt auch Mindmap-Programme für Computer; diese erfordern allerdings (wie alle neu zu erlernenden Computer-Programme) einige Einarbeitung-Zeit, will man sie für seine Problem-Lösungen sinnvoll einsetzen.

* Schon lange gebräuchliche (und von früheren Lerner-Generationen benutzte) Lern-Helfer sind zum Beispiel die Lernkarten :: Kartei-Kasten mit den Vokabel-Kärtchen.
- In der Gegenwart bisweilen benutzte Lern-Helfer (die mit Computern nutzbar sind) haben sich bisweilen bewährt; zum Beispiel
- elektronische Lern-Trainer für Buchhaltung, Lager und Logistik, Restaurant, aber auch Planspiele und Simulationen für vielerlei Anwendungen.
- Lern-Helfer-Apps werden oft von Verlagen angeboten; damit wird die Nutzung von Produkten aus dem Verlag-Programm auf mobilen Geräten ermöglicht.

* Auch andere Lern-Methoden /-Strategien sollen hier nicht vergessen werden. Beispiel :: Ein Notizen-Buch im Unterricht führen, worin du alles notierens-Werte (während des Unterrichts) mit Stichworten notierts, dort auch Fragen, Unverstandenes oder Klärungs-Bedarfe festhältst.

- Ein Notate-Buch ist ein gebundenes Schreib-Buch, das dich (in allen Unterrichts-Fächern) ein ganzes Jahr begleitet. Nächstes Schuljahr gibt es ein neues Buch. Du glaubst noch gar nicht, wie (langfristig) hilfreich so ein schlaues Buch sein kann. (Aber bitte kein Block mit Blättern, die immer wieder entfernt und entsorgt werden.)

- Lege dir Datenlisten an für die Fächer, mit welchen du schlechter zurecht kommst. Solche Datenlisten sind Merkhilfen und zugleich Organisationshilfen für ein effektives (Themen wiederholendes) Lernen. Du kannst darin fortlaufend deine Ergänzungen eintragen. Auch hierzu eignet sich ein Tabellen-Kalkulation-Programm vorzüglich. Ein Beispiel aus Geschichte:
  |   Jahr   |   Ereignis   |   Person(en)   |   Folgewirkung (eigene Gedanken dazu)   |  

- Für Mathematik, Physik, Chemie, Technologien gibt es spezielle Zeichen-Sätze. Wenn du ein Profi werden willst, wirst du dir entsprechende Zeichen-Sätze auf den Computer holen.



Ich fasse zusammen ...

Ohne passende, 'geschärfte', jederzeit verfügbare Werkzeuge tust du dir schwer. Achte auf deine Lern-Werkzeuge, pflege sie. Einige hast du im Kopf, einige liegen auf deinem Schreibtisch bereit, einige liefert dir das Internet, die meisten Lern-Werkzeuge werden ein Teil von dir.


© Helmut M. Selzer     (2005-07), 2016
Ende von Teil 6


Lernen lernen hat viele Seiten, die zu beachten sind ::
/ Lernen lernen, Teil 1. Begreifen, was Lernen bedeutet.
/ Lernen lernen, Teil 2. Mich selbst steuern.
/ Lernen lernen, Teil 3. Mein Lern-Umfeld.
/ Lernen lernen, Teil 4.1 Mein Lernen organisieren.
/ Lernen lernen, Teil 4.2 Meine Einstellung zum Lernen.
/ Lernen lernen, Teil 6. Mein Lern-Werkzeug.
/ Lernen lernen, Teil 7. Lernen auf Befehl.
/ Lernen lernen, Teil 8. Lern-Aufgaben.
/ Lernen lernen, Teil 9. Literatur-Hinweise.
/ Lernen lernen, Teil 10. Grenz-Bereiche.
/ Lernen lernen, Teil 11. Resümee, Lern-Management.