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Liebe Mitbürger/innen in einer Zeit der Neuorientierung,
Sehr geehrte Mandatsträger, gerade auch Sie in einer Zeit der Neuorientierung,
ich wende mich
gegen den Begriff 'Anti-Amerikanismus'.
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Ein Gerede wider einen 'Antiamerikanismus' wird derzeit von Politikern aller Lager ebenso penetrant wie unreflektiert, ebenso abgedroschen wie ideenarm ausgestreut.
Das Schlagwort vom 'Antiamerikanismus' soll als Totschlagargument dienen, um unwillkommene Einmischung der Bürger möglichst schon im Vorfeld unglaubwürdig erscheinen zu lassen, um sie leichter als ewig gestrige diffamieren zu können.
Ich halte es in der derzeitigen Situation, da die USA-Administration enormen Druck gegen Deutschland und auch Frankreich ausübt, für nötig, daß sich die Bürger dieses Landes über ihre Rolle zu den USA jeweils neu besinnen.
Ich meine, wir wären gut beraten den Vorwurf des Antiamerikanismus mit dreifacher Begründung zurückzuweisen:
1. Der Begriff 'Antiamerikanismus' ist ein sprachlich unzutreffendes Wort:
Die vier Teile des amerikanischen Kontinents sind aufgeteilt unter etwa 40 Staaten. Ich nehme nicht an, daß es in Deutschland viele Menschen gibt, die gegenüber 40 amerikanischen Ländern Vorbehalte haben.
2. Der Begriff 'Antiamerikanismus' ist ein arrogantes, ist ein imperiales Wort: Dieser Begriff setzt einen ganzen Kontinent mit den USA gleich. Wer diesen Begriff gebraucht, bestätigt den USA, daß sie das Ziel, die Unterwerfung von Kanada, von Mittelamerika, der Karibik und von Südamerika unter US-amerikanische Imperialpolitik schon weitgehend erreicht haben.
Dieser Begriff enthält zudem eine Beleidigung all der Länder und Staaten des amerikanischen Kontinents, die sich seit Jahrzehnten gegen US-Diktat, gegen US-Bevormundung, gegen US-Ausbeutung zu wehren versuchen.
3. Der Begriff 'Antiamerikanismus' ist ein in unserer Zeit kontraproduktives Wort:
Wer die Außenpolitik der USA kritisch beurteilt, der soll allem Anschein nach durch diese
Zuschreibung abgestraft werden.
Doch je mehr und je lauter deutsche Politiker gegen 'Antiamerikanismus' schwadronieren,
um so sicherer können sie sein, daß USA-kritische Argumente im Bewußtsein vieler Bürger
der BRD einen zentralen Platz einnehmen und daß sie in ihrer USA-Kritik sogar bestärkt
werden.
Es leben sehr viele Menschen in Deutschland - und zwar in allen Generationen, die 'Vorbehalte
gegenüber der US-amerikanischen Politik und Gesellschaftsordnung' haben. Nun mag man einwenden,
uns Deutsche gehen die US-Innenpolitik und die US-Gesellschaftsordnung nichts an. Da haben wir
uns nicht einzumischen. Zugestanden, soweit nicht eben diese Gesellschaftsordnung und die
US-Wirtschaftsordnung als Leitbilder für die globale Entwicklung unter enormen Pressionen
weltweit installiert werden sollen.
Wo wir auf jeden Fall Einwände vorzutragen haben, das ist die USA-Außenpolitik, die gegen
viele Staaten dieser Welt gerichtet ist, die das Unglück haben, bedeutende Ressourcen zu
besitzen, auf deren Ausbeutung und Vereinnahmung die begehrlichen Blicke von US-Kapital
gerichtet sind.
Mit guten Grüßen
Helmut M. Selzer 31.01.2003
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